Nachdem
wir am Abend vollkommen dekadent einen Sixer Bier und einen Rotwein
geleert hatten konnten wir dann erst in der Mittagshitze in Richtung
Outback starten. Die Wolken waren mit uns und wir kamen gut voran.
Das
Outback ist nach jetzigem Kenntnisstand ein riesiger Friedhof – wir
sahen dutzende tote Kängurus, Roadkill. Aber wir sahen auch einige
lebende Kängurus fröhlich, lebendig hopsend und Schafen, Ziegen und
Kühe. Rechts und links von der Straße befindet sich meistens ein
Zaun, aber es gibt hier auch Zonen ohne Zaun und so kann es
passieren, dass man mit einer Schafherde kollidiert.
Wir
sahen auch einen Wasserhahn an der Pipeline, wo wirproblemlos hätten
Wasser abzapfen können. Vermutlich kommt alle paar Kilometer so ein
Ding. Denkste. Zum Glück kippten wir in weiser Vorraussicht (und
des Trainingseffekts wegen) unser Trinkwasser nicht weg.
In
der Dämmerung suchten wir uns ein wunderschönes Plätzchen am
Straßenrand, voll paradisisch. Am Abend sahen wir wieder leuchtende
Spinnen, weiße Motten, riesige Motten und den Spuren am nächsten
Morgen zu Folge besuchte uns wohl auch ein Känguru.
Nach dem obligatorischen Frühstücks-Kaffe packten wir unseren Kram und fuhren weiter. Wir hätten spülen können, oder unser Wasser wegkippen können, denn die nächtste Wasserstelle lag nun in greifbarer Nähe: 10 km. Wir fuhren durch eine wunderschöne und überraschend vielfältige Landschaft und rasteten an der Ranges-View-Rest-Area, wo es auch mal wieder ein rostiges Auto-Wrack zu bestaunen gab. An Pflanzen findet man hier vor allem die grau-blauen Salzbüsche (Chenopods, dazu später mehr) und Western Myall-Bäume (Acacia papyrcarpa).
[Western Myalls haben wie Akazien, mit denen sie verwandt sind, keine Blätter. Die Blattstiele übernehmen hier die Assimilationsfunktion der Blätter und die „Blätter“ sind in Wahrheit gar keine Blätter, sondern Blatt-Stiel-Blätter („Phyllodiums“). Wie bei den auch in Deutschland heimischen Wegerichen. Die Phyllodien senken die Transpiration der Western Myalls. Außerdem können die Bäume mit ihren Wurzeln sehr tief gelegenes Wasser anzapfen und sie wachsen seeehr langsam. Western Myalls wachsen nämlich nur, wenn genug Wasser vorhanden ist. Also im Winter. Und so kann es vorkommen, dass nicht wenige der bis zu sieben Meter hohen Bäume so um die 1000 Jahre alt sein können.] Hin und wieder gibt es auch schöne Blumen in der Wüste. [Carpobrotos, die „Pigface-Blume“, überlebt hier wegen ihrer Sukkulenz.]
Doch wie überleben wir? Ohne Wasser? So viel wie man schwitzt kann man unmöglich trinken. Und unser Wasservorrat ist fast leer. Zwei Wassertanks, die wir angsteuert haben: Leer. Glücklicherweise trifft man hier haufenweise Australier, die mit Caravans unterwegs sind, hilfsbereit sind, und in der Regel Wasser für dumme, deutsche Touristen dabei haben.
Der
Hitze entfliehend und Schatten suchend bin ich mal wieder vorgefahren
um Marcus, der mit seinem Rad zu kämpfen hat – aber auch mit der
Hitze irgendwie besser klar kommt – am Rastplatz zu treffen.
Durstig laufe ich umher und frage den erst besten Australier nach
Wasser. Hier haben wir gleich ein perfektes Beispiel für die
australische Grund-Freundlichkeit: Jeffrey drückt mir direkt eine
Flasche eiskaltes Wasser in die Hand. Während er einen Camping-Stuhl
im Schatten seines Caravans aufbaut, auf den ich mich setzen soll,
fragt mich seine Frau, ob ich gerne einen Tee trinken möchte. Na
klar! Aber erstmal gibt es (neben dem Wasser, das ich schon halb
ausgetrunken habe) ein grünes, ebenfalls kaltes, isotonisches
Getränk. Anschließend Tee. Mit einem Stück selbstgebackenem
Kürbiskuchen. Sooo lecker!:) Komplett glücklich und hydriert, mache
ich mir allerdings Sorgen um Marcus, der auf der Suche nach
Wasserhähnen an der Pipline ist. Erfolglos. Wir verständigen uns
per Telegram, was hier echt gut funktioniert, aber so lange kann das
doch nicht dauern. Jeffrey möchte gerade losfahren um Marcus zu
suchen, als er den Rastplatz erreicht. Die beiden Australier lassen
uns nicht gehen, ehe sie unsere gesammten Wasservorräte aufgefüllt
haben.
Auf
geht‘s, ohne Wasser-Sorgen, aber mit Mittagshitze. Während ich
noch schnell Fotos mache fährt Marcus schon mal vor. Theoretisch
hätte ich ihn schnell einholen können. Aber diese unfassbare Hitze,
dieser heiße Wind, die s****ß Sonne auf dem Schädel. Ich sehe bald
alles verschwommen, bin am zittern, mir ist kalt. Und heiß. Und doch
habe ich Gänsehaut. Ich kann nicht mehr. 20 km sind nichts, doch 20
km in der australischen Mittagssonne sind die Hölle. Zumindest für
mich. Als ich Marcus, der auf mich wartet, endlich erreiche, bin ich
komplett am A****. Wir schieben die Fahrräder die Straße runter,
irgendwie in ein Gebüsch, und ich verkrieche mich in einer Röhre
unter der Straße. Schnell die Isomatte ausgebreitet, Klaustrophobie
und Archnophobie vergessen und den Schatten genießen. Zu lesen gibt
es aufgeweichte, vergilbte und verklebte Porn-Hefte von irgendeinem
Trucker. Was für ein Schwachsinn! 😀
Als
es mir besser geht, besuche ich Marcus unter seinem halb-schattigen
Baum und wir kochen Pilzsuppe. Schön, dass wir beide Tüten-Suppen
hassen. Und schön, dass ich überhaupt nicht kochen kann und die
Suppe viel zu dünn-flüssig ist.
Nach
der Mittagshitze fahren wir weiter. Leider gibt es in der Gegend, in
der wir uns gerade befinden, nicht so viele Bäume. Und wir lieben
Bäume, also ein Schlafplatz ohne Bäume ist keine Option. Bäume
bieten schließlich nicht nur Schutz vor Sonne, sondern auch Schutz
vor Blicken. Die Sonne geht unter. Ein netter Australier hält und
fragt uns, ob wir Wasser und Klopapier brauchen und empfiehlt uns
einen Schlafplatz an einer Querstraße im Gebüsch, wo er auch schon
mal geschlafen hat. Mit mehr als genug Wasser fahren wir genau da
hinn, kochen, werden müde. Marcus legt sich schlafen und ich bleibe
noch draußen – weil ich noch nicht müde bin und die Natur
genießen möchte. Bis da auf einmal eine Bierdeckel-große Spinne an
unserm Zelt vorbei läuft. Mein panischer Schrei weckt Marcus, und
ich krieche durch den Hintereingang ins Zelt. Hier sind wir sicher.
Am nächsten Tag sollte es früh losgehen da es richtig heiß werden
sollte. Wir wachten mit dem Licht auf, wollten schnell packen und
sogar ohne Kaffee in den Tag starten (Was bei zwei Kaffee-Junkies
schon echt ein großes Zeichen von Motivation ist;). So packten wir
alles, wollten los, und siehe da: Ein Platten. Dankeschön, Wüste.
Hier liegen nämlich überall die stacheliegen Samen der Salzbüsche,
Chenopods herum. Chenopods sind salz-tolerant und kommen mit Hitze
und auch Bränden gut klar. Wir nennen sie die „Schmerzball-Pflanze“.
Schmerzbälle sind nämlich nicht nur ein großes Problem, wenn man
gerne Barfuß läuft, sie können auch ohne Problem Fahrradreifen
durchdringen und lahm legen. Gut, dass wir Dornen-Resistente-Reifen
im Gepäck haben, mal schauen wie das den Chenopods gefällt :D.
Marcus
konnte den Reifen jedoch ultra schnell austauschen und so hat uns der
platte Reifen vielleicht maximal eine halbe Stunde zurück geworfen.
Wir
starteten in noch angenehmem Klima und fuhren durch ein rote
Mars-Landschaft. Rote Steine, roter Sand, graue Salzbüsche und
spärliche Vegetation. Ganz vereinzelt gibt es hier auch winzige
Bäume, aber Schatten ist darunter nicht zu finden. Freundlicher
Weise hatte auch der einzige Rastplatz, mit Aussicht auf einen
Salzsee, keine Schatten-Bank. Ca. 50 Kilometer ohne Schatten mussten
wir an diesem extrem heißen Tag bewältigen. Mit ca. 250
Höhenmetern, mit heißem Seiten-Wind, ohne bergab.
Tatsache
ist, dass Australien irgendwie gewölbt ist, das Landesinnere liegt
höher und an den Küsten wurde das Land aberrodiert. Deswegen sind
es bis Alice Springs ca 2.000 Höhenmeter, nach Alice Springs geht es
dann wieder „bergab“. Von wegen eben. Die Berge und die Hitze,
und die Tatsache dass Marcus wegen seiner Sandale kaum laufen kann,
machten den Tag zu einer echten Herausforderung. Wir mussten das
Roadhouse in Pimba heute noch erreichen, es gab keinen Schatten und
kein Wasser davor. Für eine weitere Nacht im Outback reichte das
Wasser nicht. Also fuhren wir durch die brennende Hitze, motiviert
durch kühles Bier in 50…25..15..10 km Entfernung.
Auf
dem Weg sahen wir tausende tote Kangoroos und Emus. Ein Gestank aus
Verwesung liegt in der Luft.
Mit
letzter Kraft erreichten wir das Road-Haus in Pimba und bestellten
Bier. Ein Bier kostet hier 6 Dollar. Dafür hat ein Bier aber auch
die Wirkung von Dreinen. Zumindest kam uns das in unserer Verfassung
so vor. Das Road-Haus ist generell ein komischer Ort, auf jeden Fall
ein Ort mit wildwest-Feeling. Der Laden ist mit hunderten alten
Nummernschildern, Aufklebern und Bildern aus allen möglichen Ländern
dekoriert. (Mein Favorit: „Kein Fußball den Faschisten“ in
deutsch.:D) Es gibt Alkohol zu kaufen (Was in Australien echt
überraschend ist) und nur Gerichte mit Fleisch. Es gibt
Road-Train-Burger, Fisch & Chips, Schnitzel, Hot-Dogs,
Sausages-Rolls und unter Theke verkaufen sie auf Nachfrage
vegetarische Burger. Weil das einfach nicht ins Bild passt.
Vegetarische Burger, oder irgendetwas ohne Fleisch auf der Menü-Liste
würde die Trucker mit Sicherheit verstören.
Während
wir überteuerte Burger aßen, tranken wir weiter Bier und warteten
die Mittagshitze ab, um die restlichen 6 km nach Woomera auf den
Campingplatz zu rollen. Gegen 17 Uhr kamen wir an. Keine Menschen in
Sicht. Woomera ist eine alte Militärbasis, die offenbar aufgegeben
wurde, da Australien derzeit keinen Krieg mehr führt. Der zweite
Weltkrieg ist ja schon länger vorbei, und auch der Krieg gegen die
Emus ist gewonnen worden. Wer führt denn schon Krieg gegen
flugunfähige Lauf-Vögel?
Jedenfalls
werden in Woomera Militärflugzeuge und Raketen ausgestellt. Der
Campingplatz befindet sich auf einem alten Kasernen-Gelände und auch
der Pool erweckt den Anschein, als ob es sich hierbei um ein hübsch
ausgebautes, altes Kasernen-Schwimmbad zur Ertüchtigung soldatischer
Leistungen handelt.
Woomera
wird also gerade zu einem Touristen-Ort umgebaut. Was fehlt, sind
lediglich die Touristen. Das schönste in Woomera ist mit Sicherheit
der große, überschattete und frei zugängliche Pool. Das Wasser
weist nur einen minimalen Chlor-Gehalt auf und ist angenehm kühl, da
andauernd Wasser abgepumpt wird und kaltes Wasser nachströmt. Die
perfekte Abkühlung also, nach so einem höllisch heißen Tag. Den
Pool hatten wir aufgrund mangelnder Touris und Einheimischer ganz für
uns allein. Ein Bademeister saß am Rand und passte auf, dass wir
nicht ertrinken, ein sehr exklusives Gefühl, jedenfalls. Die Duschen
und generell alles ist mega sauber und zu perfekt um sogar kostenlos
zu sein und Niemand nutzt es.
Auf
dem Rückweg kamen wir an einer Schule vorbei. Auch hier war keine
Menschenseele in Sicht – Dafür hunderte Kangoroos! Hüpfend,
grasend, irritiert blickten sie uns an und ließen sich nicht aus der
Ruhe bringen. Wir fuhren zurück zum Campingplatz. Vetrlassen. Bis
auf eine Camping-Caravan-Family und den (so offensichtlich schwulen,
aber sehr netten) Besitzer des Campingplatzes und eine Bar-Frau. Die
Bar-Frau war auch schon gerade dabei die Bar aufgrund mangelnder
Kundschaft zu schließen, verkaufte uns aber trotzdem noch ein paar
Biere und Wein und schenkte uns Eis zum Kühlen.
Es
gibt zwei Arten von Einsamkeit. Die Einsamkeit im Outback zum
Beispiel ist super schön und fühlt sich natürlich an. Aber die
Einsamkeit in Woomera, die ich persönlich als Geisterstadt
wahrnehme, ist irgendwie falsch. So beginnen Horrorfilme.
Die 6 Kilometer von Woomera bis Pimba waren sau hart. Die Fahrräder waren schlecht ausbalanciert, es wehte ein heftiger (kalter!) Wind. Ein Gestank aus Verwesung lag in der Luft. Wir brauchten ewig. Dann standn wir an der Kreutzung Port Augusta – Coober Pedy und die Motivation packte uns. Die Windrichtung änderte sich und auf einmal viel uns das Radfahren total leicht.
Wir fuhren durch eine rote Marslandschaft mit Grey Bushes, nach ein paar Kilometern änderte sich die Landschaft wieder: Wir fuhren bergab und zwar durch ein Tal mit lebendigem Wald und totem Wald. Es war wunderschön und wir fuhren wie von selbst. Da es so kalt war, war auch die Mittagshitze absolut kein Problem. Gegen Mittag kamen wir am Lake Hart an. Der Lake Hart ist kein See, aber wenigstens hart. Ein riesiger See aus Salz.
Lake hart
Natürlich haben wir einen Zipperbeutel voll Salz geerntet. Danach ging es weiter, in vermeintlicher Mittagshitze und wir kamen gut voran, hätten es wahrscheinlich sogar bis nach Glendambo geschafft, aber entschieden uns an einer mit Bäumen bewachsen Stelle 25 Kilometer vor Glendambo zu gemütlich zu zelten, zu kochen, Wein zu trinken und „Where The Hills Have Eyes“ zu sehen. Schön, dass bei uns eine Schafherde weilter, deren Augen gruselig gelb reflektierten, wenn man sie anleuchtete :D.
lecker KochsalzKrieg ist sheiße und unnötig, ja!!!
Marcus schreibt: “Am nächsten Mittag erreichten wir Glendambo, ein kleines Städchen mit einer Hand voll Einwohnern. Zwar war die Luft angenehm kühl (naja, 28 Grad), die Mittagsonne knallte aber trotzdem so heftig dass wir eine ausgedehnte Mittagspause machten.
Das Angebot an Lebensmitteln in den Roadhouses war ernüchternd. Typisch Tankstelle gab es hier vor allem Junkfood, aber keine frischen Lebensmittel. Außer einem Eis, einer Tüte Kartoffelchips für 6 Dollar (!) und 10 Liter Wasser für 7 Dollar kauften wir nichts.
Wasser
gab es draußen zwar auch umsonst aus einem Schlauch, es war aber
kein Trinkwasser, wie Lisa nach einem großen Schluck entsetzt
feststellte. Es handelte sich wohl um das sehr (sehr sehr)
mineralhaltige Wasser aus einem örtlichen Brunnen, zu dem es auch
eine große Infotafel gab. Leider war die Tafel sehr verwittert und
kaum noch lesbar. Ich konnte irgendwas von „gut für die Haut“
entziffern, aber leider nicht, ob sich dies auf äußerliche
Anwendung bezog.
Es
dauerte nicht lang, da wurden wir von interessierten Reisenden
angesprochen. Wo kommt Ihr her? Wo fahrt Ihr hin? Wieviele KM?
Wieviel Zeit? Wieviele Platten? Das übliche halt.
Lisa
machte einen kurzen Mittagsschlaf im Schatten, die Gelegenheit nutzte
ich für einen kurzen Abstecher an die Bar des hiesigen Motels. Ich
entschied mich für ein kleines Bierchen. „8 Dollar please“ –
wow! Immerhin scheppert es bei der Hitze und Anstrengung wie 3 große
Bier.
Nach der Pause fuhren wir noch 30 Kilometer. Voran ging es aber eher schleppend, so dass wir schließlich an einem Rastplatz anhielten und dort unser Zelt in der Nähe der Fahrräder aufschlugen. Wir bereiteten noch ein Lagerfeuer vor, kamen aber nicht mehr dazu es zu entzünden, da wir völlig fertig ins Zelt krochen und um die Wette schnrachten. Ich habe gewonnen.”
Der nächste Tag war super und voller Energie. Wir kamen super
schnell voran (ca 22 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) und haben an
diesem Tag mehr als 100 km abgerissen. Wir fuhren bis zu Mittag,
machten kurz Pause, ich legte mich schlafen und wir bekamen von einer
Wandertruppe mehr als genug Wasser geschenkt. Das fand ich etwas
nervig, weil ich ja schlafen wollte, aber egal. Marcus schaffte es
seine Solarzelle zu reparieren: Da war ein Spinnennetz drinn! 😀 Als
wir gerade weiterfahren wollten, schenkten uns noch zwei Hippies in
einem weißen Geländewagen zwei Äpfel und eine gefrorene Flasche
Wasser. Das tat so gut! Und einen Tag vorher hatten wir noch
sehnsüchtig über Äpfel geredet ;). Marcus zweifelte irgendwie an,
ob wir schon losfahren können, aber wir taten es einfach. Und die
Wolken waren mit uns. Super Tag!
Verrückte Nester? Höhlen? An unserm Schlafplatz. Was ist das?
Heute hatte Marcus einen doofen Start in den Tag: Nach dem Frühstück (köstlicher Reis von gestern) hat er eine Fliege eingeatmet. Die Fliege hat sich vollkommen in Marcus Rachen-Welt verflogen, begann dort „abzudancen“ (Zitat) und löste einen Kotz-Reiz aus. Marcus erbrach alles – nicht nur die Fliege – und war danach ziemlich angepisst. Fliegen sind hier echt ein ziemlich großes Problem. Alle haben uns vor den tödlich giftigen Tieren Australiens gewarnt. Bisher hatten wir mit denen keinen Kontakt. Die gefährlichsten Wildtiere, die wir bisher gesehen haben waren alles verschlingende Ameisen (im Happy Valley), ein mörderischer Mücken-Schwarm (Tag 1 Wildcamping) und eben diese Fliegen.
BikePACKING
Marcus
fährt heute echt langsam, und ich bin auf der Flucht. Vor der Hitze.
Vor der Sonne. Und vor dem Techno, der heute aus Marcus
Megadröhnbolzen dröhnt. „Das motiviert!“ – Ja, zum weit vorweg
fahren. Bald sehe ich Marcus nicht mehr. Aber auch keine Möglichkeit,
wo ich das Rad anlehen kann oder im Schatten warten kann. Also fahre
ich – wie für solche Fälle besprochen – zur nächsten
Shadow-Bank. Dumm nur, dass die in ca. 50 km Entfernung liegt.
Techno moves
Es ist heiß, geht bergauf, und wir haben einen so heftigen Seitenwind, dass es einen fast vom Fahrrad reißt, wenn ein Roadtrain entgegenkommt. Also heißt es seitlich ranfahren. Juchhuu, aber wir wollen ja nicht sterben.
Als
ich die Shadow-Bank endlich erreiche (nur noch 50 km bis Coober
Pedy!) wartet ein Typ mit Motorrad auf mich und gibt uns drei
Flaschen kaltes Wasser. „Kalt“ ist eine eigene
Geschmacksrichtung. „Kalt“ ist nämlich richtig lecker. Und ja,
es gibt einen Unterschied zwischen 50 Grad heißem, 20 Grad kaltem
und eiskaltem Wasser. 🙂 Während ich auf Marcus warte, beginne ich
Zwiebeln und Knoblauch für ein Rote-Linsen-Dahl vorzubereiten. Für
gewöhnlich kocht Marcus immer, weil er das viel besser drauf hat,
aber das Dahl war voll lecker und hoffentlich kommen wir so
vollgefressen nach Coober Pedy. Mit ca. 3 Liter Wasser pro Person. In
der Mittagshitze. Ich HASSE die Mittagshitze. Marcus ist schon mal um
15:30 vorgefahren, während ich noch im Schatten hocke, eine Kippe
rauche, schreibe und mich hydriere. Ich werde ihn einholen, sicher!
😀 (16:00).
Die
ersten 25 km fuhr es sich voll easy und voller Energie, nur es war
leider sch***e heiß. Armer Marcus, er war ja schon länger in der
Sonne. Die letzten Kilometer zog sich die Strecke dann irgendwie, 5
km vor Coober Pedy habe ich Marcus dann eingeholt. Platt. Beide,
Marcus und sein Reifen. Mit mehrfachem aufpumpen (elektronisch!)
haben wir es dann doch noch geschafft und ein Untergrund Motel
(Desert Cave) bezogen.
Jetzt
wollten wir Bier trinken. Tja, das ist nicht so einfach in
Australien. Die Motel-Bar, die gegen 20:00 Uhr noch aufhatte fand ich
viel zu spießig und ungemütlich. Also gingen wir raus, auf der
Suche nach einer Bar. Ich konnte kaum laufen, weil meine Schuhe
mittlerweile stark mumifiziert sind und die Hornhaut noch
aufgeweicht war. So kamen wir zwar nur langsam voran, aber alle Bars
hatten schon zu. Als wir im Motel ankamen, hatte die spießige Bar
dort auch zu. Marcus war echt angepisst, weil der Bierdurst nicht
gestillt werden konnte und so ging ich hinaus um die Gegend zu
erkunden. Weit kam ich nicht, alles war verlassen, ich sah einen
Dingo und fragte mich, wieso ich kein Messer dabei hatte. Auf der
gegenüber liegenden Seite eines anderen Motels (welch bequemer Ort!)
wollte ich mich auf einer Mauer hinsetzen und eine Zigarette rauchen.
Ein
paar Menschen liefen umher, aber hier fühlte ich mich sicher. Bis
diese Menschen, gerade als ich mich auf die Mauer gesetzt hatte, auf
mich zugelaufen kamen. Drei Aboriginee-Frauen, offensichtlich
betrunken. Ich sah sie gar nicht wirklich kommen, auf einmal waren
sie da, fassten mich an, fragten mich wo ich herkomme und fanden
meine Tattoos cool. Komische Situation. Die Aboriginee-Frau, die als
erstes ankam wollte ich umarmen, weil ich dachte, dass man das so
macht. Sie zuckte zurück. Und während alle drei irgendwie um mich
rum liefen, stritten sie und warfen den Mann mit Sand ab. Schwer
einzuschätzen, ich wollte nur noch weg und sagte, dass ich gehen
möchte. Sie kamen mir hinterher, auch der Mann. Er rief den Frauen
etwas zu und sie blieben nach einigem Rumgezeter zurück. Der Mann,
Peter, meinte, dass er seit 5 Jahren in Coober Pedy lebt und die
Frauen auf ihn akzeptieren und achten, weil sie in ihm so eine Art
Spirit sehen.
Die ersten 25 km fuhr es sich voll easy und voller Energie, nur es
war leider sch***e heiß. Armer Marcus, er war ja schon länger in
der Sonne. Die letzten Kilometer zog sich die Strecke dann irgendwie,
5 km vor Coober Pedy habe ich Marcus dann eingeholt. Platt. Beide,
Marcus und sein Reifen. Mit mehrfachem aufpumpen (elektronisch!)
haben wir es dann doch noch geschafft und ein Untergrund Motel
(Desert Cave) bezogen.
Jetzt
wollten wir Bier trinken. Tja, das ist nicht so einfach in
Australien. Die Motel-Bar, die gegen 20:00 Uhr noch aufhatte fand ich
viel zu spießig und ungemütlich. Also gingen wir raus, auf der
Suche nach einer Bar. Ich konnte kaum laufen, weil meine Schuhe
mittlerweile stark mumifiziert sind und die Hornhaut noch
aufgeweicht war. So kamen wir zwar nur langsam voran, aber alle Bars
hatten schon zu. Als wir im Motel ankamen, hatte die spießige Bar
dort auch zu. Marcus war echt angepisst, weil der Bierdurst nicht
gestillt werden konnte und so ging ich hinaus um die Gegend zu
erkunden. Weit kam ich nicht, alles war verlassen, ich sah einen
Dingo und fragte mich, wieso ich kein Messer dabei hatte. Auf der
gegenüber liegenden Seite eines anderen Motels (welch bequemer Ort!)
wollte ich mich auf einer Mauer hinsetzen und eine Zigarette rauchen.
Ein
paar Menschen liefen umher, aber hier fühlte ich mich sicher. Bis
diese Menschen, gerade als ich mich auf die Mauer gesetzt hatte, auf
mich zugelaufen kamen. Drei Aboriginee-Frauen, offensichtlich
betrunken. Ich sah sie gar nicht wirklich kommen, auf einmal waren
sie da, fassten mich an, fragten mich wo ich herkomme und fanden
meine Tattoos cool. Komische Situation. Die Aboriginee-Frau, die als
erstes ankam wollte ich umarmen, weil ich dachte, dass man das so
macht. Sie zuckte zurück. Und während alle drei irgendwie um mich
rum liefen, stritten sie und warfen den Mann mit Sand ab. Schwer
einzuschätzen, ich wollte nur noch weg und sagte, dass ich gehen
möchte. Sie kamen mir hinterher, auch der Mann. Er rief den Frauen
etwas zu und sie blieben nach einigem Rumgezeter zurück. Der Mann,
Peter, meinte, dass er seit 5 Jahren in Coober Pedy lebt und die
Frauen auf ihn akzeptieren und achten, weil sie in ihm so eine Art
Spirit sehen.
Der
Pause Tag in der Opal-Stadt Coober Pedy ist schnell beschrieben: Wir
haben gegessen, geruht, geshoppt, gegessen, getrunken und geschlafen.
Wir
starteten den Tag mit einem ausgedehnten und zivilisierten Frühstück
aus dem Supermarkt (Brot, Aufstrich, Käse, Wurst (Oh Marcus! -.-)
und Obst) auf dem Bett. Als Tisch nutzten wir eine leere
Dattel-Transportkiste, auf der wir die Brötchen schmierten und
gleichzeitig auch hinein krümelten. Das war garantiert viel besser
als das überteuerte Breakfast im Hotel!
Gegen
Mittag liefen wir etwas durch die Stadt, kauften in einer
Auto-Werkstatt Schrauben für Marcus Ständer und legten uns schlafen
(ich nicht, also Marcus). Gegen 17 Uhr stellten wir fest, dass es
noch voll viel zu tun gab, reparierten die Fahrräder, packten Zeug,
etc. Um 20:00 gönnten wir uns dann schließlich eine Pizza und
jeweils ein Bier. Die Pizza enthielt gar kein Blattgold, obwohl sie
über zwanzig Dollar kostete O.o. Wieder am Hotel, stellten wir fest,
dass ich die Wäsche mit Teppichreiniger gewaschen hatte. „Good
Stuff for washing…. Carpets“. Wer Aufschriften zu Ende liest, ist
klar im Vorteil. Das Zeug war jedenfalls hochgiftig und ätzend und
wir mussten unseren Kram nochmal waschen – wobei die „washing-time“
eigentlich nur bis 20:00 ging. Wer stellt sowas in den Wäscheraum???
Den Trockner konnten wir dann nicht mehr benutzen, weil die Rezeption
den Raum schon abgeschlossen hatte. Immerhinn stand die Tür zum Pool
noch offen. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, dort noch eine
Runde zu schwimmen, war ja auch erst kurz nach zwölf. Natürlich
nackt. Gerade als ich reinsprang, fuhr die Polizei über den Hof.
Aber offensichtlich nur um zu wenden. 😀 Marcus war schon am
schlafen, als ich wieder kam, den Sixxer Bier haben wir leider nicht
mehr geschafft.
So, ein paar Tage sind vergangen. Uns fällt echt nicht mehr ein, was
wir an dem Tag nach Coober Pedy gemacht haben 😀 Wir sind
wahrscheinlich Fahrrad gefahren, haben gerastet, und ich kann mich
darann erinnern, dass wir trotz Rest-Day noch ziemlich platt waren…
In Alice Springs werden wir wohl länger bleiben, denn von Coober
Pedy haben wir leider echt nicht soviel gesehen. Die Nacht hatten wir
in der – jetzt steinigigen – Wüste verbracht. Hier konnte man
einfach problemlos in die Landschaft hineinfahren, als wäre sie
geschottert. Das ist ziemlich unbequem gewesen…
Dangerous noodeling @ Coober PedyStein-Wüste
Am
Tag danach gab es einen Kampf gegen die Hitze. Marcus meint, man kann
die Hitze am besten ertragen, wenn man langsam fährt und den Körper
schohnt. Ich beschleunige dann immer als ginge es um Leben oder Tod,
fliehe vor ihr, kämpfe mit mir und bin dann – komplett platt –
aber immerhinn zehn Minuten früher als Marcus im Schatten. 😀
Dieses
mal hatten wir es uns als Ziel gesetzt einen Campingplatz nahe der
Painted Desert gegen 17 Uhr zu erreichen, weil der einen Pool hatt.
Als wir dort ankamen, sprang ich erstmal voller Freude in die
Bewässerungsanlage. Yeah, dabei handelte es sich um fossiles
Grundwasser, dass nach Scheiße stank. 3 Millionen Jahre alt – kein
Wunder. Ich zog die Klamotten aus, rannte durch das Restaurant in
Richtung Pool und erntete ein paar empörte Blicke. Australien ist
prüde. „No Shirt, No Shoes – No Service“. Das hängt mit den
Aborigines zusammen. Jedenfalls war der Pool sehr erfrischend, und
wir hatten eine Menge Bier.
Am
Abend gab es dann noch mehr (günstigeres) Bier vom Bottl‘o. Wir
saßen am Feuer, haben das Bier getrunken, geredet, geraucht und
waren am Ende des Abends ziemlich blau. Es war ein wunderschöner
Abend. (…) <3
Die Nacht hatte ich vor dem Zelt verbracht, weil ich zu blau am Abend
war. Mich hat kein wildes Tier gebissen, dafür hatte ich einen
ziemlichen Hangover. Trotzdem wurde ich von den ersten Sonnenstrahlen
wach. Die Nacht war nicht so gut, ich hatte jede Menge Ants in den
Pants. Und im T-Shirt. Überall. Es sei aber auch zu erwähnen, dass
ich halb im Gras lag und den Schlafsack als Decke verwendet und
zusammen mit der Isomatte geteilt hatte.
Jedenfalls
wurde Marcus von aromatischem Kaffe-Duft geweckt und wir tranken
einige Kaffee‘s um an diesem wunderschönen, wolkigen Tag in die
Painted Desert aufzubrechen. 100 km, ohne Gepäck (das heißt „nur“
Kameras, eine Drohne und ca 15 l Wasser :D), das sollte ja drinn
sein.
Weit sind wir jedoch nicht gekommen. Die Straße zur Painted Desert ist für Geländefahrzeuge ausgeschrieben. Das geht – in Deutschland – easy mit nem Mountainbike. Aber in Australien sind solche Straßen wellig und echt schwer zu ertragen. Vor allem mit etwas Gepäck und etwas Kater. So drehten wir nach nur 2,5 km und einer enttäuschenden Entdeckungstour mit der Drohne um. Dabei sahen wir die größte Lizard Australiens (und die zweitgrößte der Welt), einen Perentie (Varanus giganteus).
Perentie
Nach
dem missglückten Wüsten-Trip sprangen wir noch einmal in den Pool
und wollten schnell aufbrechen um die Wolkigkeit des Wetters zu
nutzen. Jedoch wurden wir festgequatscht: Zuerst von zwei Deutschen,
die schon öfter in Australien Urlaub gemacht haben, sich aber dieses
Jahr zum ersten Mal den Uluru anschauen wollten. Jedenfalls waren das
sehr nette, instpirierende Menschen, die uns predigten, dass wir jede
Menge Zeit im Leben haben und es nicht schlimm ist länger für etwas
zu brauchen (Reisen, Job, Studium). Unsere Generation wird ja auch
viel älter, da ist es normal, dass das länger braucht. Das
Bildungssystem ist nur noch nicht dahinter gekommen, und die meisten
Erwachsen auch noch nicht. Doch seit die Frau (deren Namen ich leider
vergessen habe) angefangen hat Philosophie und Kunstgeschichte zu
studieren, begreift sie, dass es nicht so sehr auf Noten, Zeiten und
Zahlen ankommt – und viel mehr darum, etwas zu lernen. (…) Es war
jedenfalls ein sehr inspirierendes Gespräch.
Als nächstes hatte uns ein 20-Jähriger Dude aus dem Südosten Australiens festgequatscht und mit schöner Gitarrenmusik erfreut. In Australien kann man Jazz in der Highschool lernen! So kamen wir dann doch erst am späten Nachmittag los, die Wolken begannen sich zu verziehen.
Weit kamen wir auch nicht, diesmal ging es mir schlecht. Ich fühlte mich, als wäre da eine Mittelohrentzündung im Anmarsch. Also krochen wir ins Gebüsch. Ich war unfähig auch nur irgendetwas zu machen und Marcus baute das Zelt auf und kochte was leckeres. Wie schön, dass immer Jemand von uns beiden platt ist.